Ein Lied auf der Klaviatur des Bildungswandels

Wow das war eine grandiose Tour, durch Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, 23.2.-6.3.24
So viele verschiedene Aspekte des Wandels im Bildungssystem, von kleinen Schulgründungsinitiativen bis hin zur Schulleitung großer Systeme: Alle sind am Wandel interessiert und setzen sich gemäß ihren Kompetenzen und Visionen dafür ein.

Bevor ich zu den einzelnen Stationen komme: Überall habe ich Menschen getroffen, die entweder bei der LernKulturZeit eine Ausbildung oder einen Kurs absolviert haben, der langfristig und nachhaltig dafür gesorgt hat, dass sie am Wandel dranbleiben, sich vernetzen und regional zu Change Agents werden. Das hat mich sehr mit Freude erfüllt.

Meine Nord-Tour begann in Enge Sande in Schleswig-Holstein, wo ich zu einer sich frisch gründenden Schulinitiative eingeladen wurde. Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen wie Lehrer:innen, Leitung eines freien Kindergartens, Eltern und Interessierte, die gerne unterstützen wollen, saßen zusammen in der Hof-Gemeinschaft Enge Sande. Alle haben sich vorgestellt und ausgetauscht. Ich konnte mit Impulsen zum Thema freie Schulgründung einige Inspirationen geben. Zum Beispiel gibt es in Deutschland einen Bundesverband für freie Alternativschulen (BFAS), der Schulinitiativen mit rechtlicher und struktureller Unterstützung begleitet und vernetzt.
Bevor man ein Gebäude sucht, muss erst einmal klar werden, wer und was im inneren Entwicklungsteam dieser Schulinitiative steht und vor allem, welche Werte und pädagogischen Grundsätze im Zentrum stehen sollen. Dann kann sich klären, ob wir wirklich dasselbe meinen. Wichtig dabei ist auch, dass eine Schulinitiative einen guten Wir-Bildungs-Prozess durchläuft, um sich gut kennenzulernen, am besten begleitet von einer Facilitation, so dass die Initiative nicht beim ersten Konflikt auseinanderfällt. Denn es dauert manchmal einige Jahre, bis man die Vision umgesetzt hat.
Ein weiterer mir sehr wichtiger Punkt ist auch, dass alle, die an so einem Projekt beteiligt sind, sich ihrer eigenen Narben aus der Schulzeit bewusst sind. In Schulgründungsinitiativen begegnen mir oft Menschen, die selbst schwierige Erfahrungen in ihrer eigenen Schulzeit gemacht haben und jetzt einen Weg suchen, etwas zu verändern. In ihrer Vision entsteht dann eine Schule, die für sie als Kind gut gewesen wäre. Aber zum einen schauen wir jetzt aus der Erwachsenensicht darauf, was uns damals gefehlt hat. Ein “zu viel an Struktur” entpuppt sich bei genauerem Hinsehen oft als ein “zu wenig an Beziehung”.
Wenn wir aus den Erfahrungen der Vergangenheit handeln, ist das wie Autofahren mit Blick in den Rückspiegel. Wir sind nicht ganz aufmerksam, was die Kinder heute und jetzt von uns brauchen.
Gerade das Thema Struktur und Freiheit ist besonders wichtig und muss je nach Alter der Kinder sehr differenziert betrachtet werden. Es sollte sich an den entwicklungspsychologischen Bedürfnissen orientieren, die im Kleinkind-, Grundschul- und Mittelstufenalter stark differieren.

Eine ähnlich gemischte Runde hatten wir auch beim Entwicklungstreffen in Neumünster. Leider habe ich keine Fotos von der Runde, aber ein Foto von Marie Ann, die das Treffen initiiert hat und selbst Schülerin an dieser Schule war, sowie Andrea, ebenfalls aus der LernKulturZeit, die mich eine Woche lang in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg begleitet hat.

Am nächsten Tag gab es eine Veranstaltung in Jesteburg südlich von Hamburg. Hier hatte die Schulleiterin der Oberschule Jesteburg die Schulen aus dem Umkreis eingeladen.
An diesem Abend rund um eine neue Lern- und Schulkultur ging es um das Zuhören, um ganzheitliche Entwicklung und um die Gelingensbedingungen für die Etablierung einer neuen Lern- und Schulkultur. Auch Vertreter aus dem Ministerium waren anwesend.

 

Niedersachsen ist für mich ein Bundesland, das sich auf den Weg macht, und in dem gerade viel passiert. Sehr gefreut hat es mich auch zu hören, dass die Schulleiterin und andere Menschen, die ich dann am nächsten Tag in Lüneburg getroffen habe, durch unseren Onlinekurs zur Schulentwicklung “Aufbruch ins Wir” immer noch in Kontakt sind und sich über die Plattform in der Community Pioneers of Education vernetzt sind. Sie haben regional schon einiges angestoßen, unter anderem das LernLust.Jetzt-Bündnis. Dort war ich am Samstag zu Gast.

 

Davor, am Donnerstagabend, gab es ein Bildungspizzaessen mit dem Schulleitungsteam des Gymnasiums Altona.

In netter Runde haben wir vorbereitet, was dann am nächsten Tag in der Schulleitungsrunde konkretisiert wurde, und neue Perspektiven konnten rund um das Thema Leitbildentwicklung auftauchen. Dieses Gymnasium hat sich vor einigen Jahren auf den Weg gemacht, und wir sind von Anfang an in Kontakt. Ich freute mich zu hören, wie es weitergeht, und habe einen tiefen Respekt vor der Arbeit, die hier geleistet wird und mittlerweile auch im Hamburger Senat als gelungenes Beispiel wahrgenommen wird. Dabei geht es um neue Raumkonzepte und Konzepte des Freien Lernens mit mehr Eigenverantwortung.

Weiter auf meinem Weg nach Lüneburg, wo ich gastfreundlich aufgenommen wurde und mit weiteren ehemaligen Teilnehmenden unseres Onlinekurses ein gemütliches und bewegtes Abendessen hatte. Es war ein Check-in zu vielen Themen der aktuellen Entwicklung in Schule und Hochschule, da auch zwei Professorinnen in unserer Runde dabei waren. Beim Bildungstreffen in einer Einrichtung der Lebenshilfe in Lüneburg am nächsten Tag wurde mir noch mal deutlich wieviel Engagement hier von Menschen zusammengebracht wird jenseits von Schule, die als Bündnis die Entwicklung unterstützen wollen. Gleichzeitig taucht aber auch auf, dass diese Arbeit oft sehr erschöpfend sein kann, vor allem, wenn der innere Druck sehr groß ist und die Möglichkeiten im außen eher gering. Alle haben dieses Treffen als stärkend und unterstützend erlebt und ich bin gespannt zu hören, wie es mit LernLust.Jetzt weitergeht, dem man sich auch noch anschließen kann.

Mit kleinen Pannen kamen wir dann am nächsten Tag in der Gemeinschaft Steyerberg an. Ich war zum ersten Mal an diesem Ort und war tief berührt von den jungen Menschen, die hier für viel Dynamik und Bewegung in einer der ältesten Gemeinschaften Deutschland sorgen und mit guten Ideen diesem Ort ein neues Kleid verleihen. Mit Till Sauerwein und Corinna Michal-Gabriel, die unter anderem das erste IDG (Inner Development Goals, als pendant zu den SDG, Sustainable Sevelopment Goals) Camp in Deutschland organisiert und geleitet haben, gab es einen wunderbaren Austausch und Ideen zur weiteren Kooperation. In Seminaren und Workshops ist es mir immer ein Anliegen, einen Geschmack davon zu geben, wie schöpferisches, zuhören und damit das erfinden neue Ideen gut gelingen kann, und hier hatte ich selbst einen Abend voll schöpferischer Kraft und mit dem Ergebnis von neuen Projekt Ideen.
(work in progress: es wird eine neues Jugendcamp geben in einer Kooperation mit der LernKulturZeit.)

Ein Lernkultur-Coach für jede Schule – Vorgeschmack auf eine Vision.

Seit vielen Jahren schon ist unsere Vision, dass es an jeder Schule einen Lernkultur-Coach für Potentialentfaltung gibt. Eine Person, die durch unsere Weiterbildung als Change Agent ausgebildet ist und die in ihrer Umgebung oder an ihrer Schule für nächste Schritte hin zu einer neuen Lernkultur gehen kann. Dabei hat sie die verinnerlichte Erfahrung einer neuen Lernkultur und passt ihr Vorgehen an die äußeren Bedingungen und das was vor Ort mit den Menschen, die da sind, gerade möglich ist an. Ein Vorgeschmack dieser Vision durfte ich in Paderborn bekommen. Dort sind drei von uns ausgebildete Lernkultur-Coaches an drei großen Schulen, und haben zusammen eine Veranstaltung im Rahmen der LernCoolTour organisiert. Mehr dazu in diesem Bericht:

Link zum Bericht

Ich würde den Beruf des Lernkultur-Coaches sehr gerne etablieren, denn ich denke, an jeder Schule sollte so eine Person sein. Durch die Unterstützung in unserem Netzwerk gelingt es dranzubleiben, immer wieder Inspiration und Lebensfreude aufzutanken und gestärkt durch die LernKulturZeit-Community in der eigenen Community wirksam zu werden.

Leider war dann die Darcy, mein Bus, dann kaputt, der Motor musste gewechselt werden, so dass die weitere Tour entfallen ist – bis auf ein paar Termine, wo ich auch mit meinem E-Auto hinfahren konnte.

 

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