Berlin, Berlin - eine bewegte Runde & viel Hoffnung

Ein inspirierender Abend in einem Berliner Café

Die Frage für die Runde war: Was erlebst du gerade als Herausforderung, was beschäftigt dich in deiner Arbeit im Bildungsbereich? Wo siehst du Hoffnung?

Wir hatten eine sehr inspirierende und bewegte Runde in der auftauchen konnte an welchen verschiedenen Stellen Menschen aktiv sind.

Ich gehe mit Besorgnis auf der einen Seite, aber auch Hoffnung auf der anderen Seite aus diesem Abend raus.

Ein neuer Satz, der an diesem Abend fiel: Never waste a crises.

Also nutze die Krise als Chance, sie kann dir etwas wichtiges aufzeigen.

 

Das klingt im ersten Moment wie ein alter Hut, ist aber auch eine Möglichkeit. Tropher, der gerade bei der Initiative Forever day One aktiv ist, hat das eingebracht. Bei der Initiative geht es darum, dass sie mit ihrem Team an eine Schule gehen und Schüler:innen fragen. Was ist dein Zukunftsort und wie sollte er aussehen?

Die Schüler pitchen den Ort, erstellen ein Miniatur-Modell und zu einem späteren Zeitpunkt kommt das Team für fünf Tage wieder baut und setzt die Ideen gemeinsam mit den Jugendlichen um.

Diesen Ort kann ein Rückzugsort sein oder vielleicht auch der Basketballkorb für den Schulhof. Daran werden einige Dinge sichtbar. Es ist eine WIN WIN WIN Situation: Lehrer:innen sind erstaunt welche guten Ideen die Schüler:innen haben. Schüler:innen erleben sich in ihrer Selbstwirksamkeit. Kooperationspartner von außen, wie zum Beispiel ein Baumarkt aus der Nähe, steigen mit ein, bekommen etwas vom Schulalltag mit, bauen gemeinsam mit den Schüler:innen zusammen und es findet Vernetzung statt. Vielleicht entsteht sogar eine Anknüpfung für einen späteren Ausbildungsberuf.

Und vielleicht ist das auch die große Chance in dieser Krise, dass mehr Menschen von Außen dazukommen und teil der Schulgemeinschaft werden.

 

Was viele an diesem Abend als Herausforderung erleben? Dass es zu wenig Lehrer:innen gibt. Die, die da sind, sind sehr erschöpft. Vielleicht ist das genau die Krise, die es möglich macht, dass mehr Menschen in Schule kommen und ihren Teil dazu beitragen, dass es gelingt.

Dominik hat berichtet, dass er in einer Initiative in Berlin arbeitet, TUMO Berlin, die digitale Bildung mit Selbstwirksamkeit verbindet. Im Lernzentrum gibt es die Möglichkeit für Jugendliche neue Erfahrungen im Bereich der Digitalität zu machen. Was er erzählt hat klang spannend und macht Lust auf mehr. Vor allem, weil diese Angebote kostenfrei sind und somit eine sehr geringe Hürde darstellen daran teilzunehmen.

Er selbst hat mit dem neuen Referendariat schon an innovativen Formaten teilgenommen und überlegt jetzt gerade, ob er einen staatliches Referendariat machen möchte, ist aber noch am Zweifeln.

 

Das Thema des anstrengenden Referendariats tauchte auf. Wie gut das Esther dabei war, die in Brandenburg als Ausbildungs-Coach wertfreie Räume fördert und zur Verfügung stellen kann. Sie hat aus ihrem Alltag berichtet, wie gut es den Referendar:innen tut, diese Räume zu haben und gleichzeitig auch von ihrer Sorge, dass viele engagierte Referendar:innen im Laufe des Vorbereitungsdienst aussteigen, weil sie mit dem Anspruch, den sie an Schule haben, in den alten Strukturen nicht zurecht kommen und wenig Lust verspüren sich hier einzubringen.

 

Gleich zwei Menschen aus der freien Waldorfschule in Kreuzberg waren an dem Abend da. Beide sind Absolvent:innen der Weiterbildung bei der LernKulturZeit und bringen ihre Kompetenzen in unterschiedlicher Weise in das Schulgeschehen ein.

Manuel hat von dem Projekt LernOrtZukunft berichtet, wo Schüler:innen für drei Wochen ihren Unterricht selbst gestalten, Projekte initiieren, selbst in Leitung und Verantwortung gehen oder teilnehmen an Themen, die sie wirklich interessieren.

In diesem Jahr werden die Projektwochen zum dritten Mal stattfinden und LernOrtZukunft etabliert sich nicht nur als Projekt, sondern auch als Perspektive für die komplette Umstrukturierung an der Schule. Warum nur in diesen drei Wochen?

Warum nicht immer lernen mit Engagement?

Elisa aus der gleichen Schule hat von einem Erfolgserlebnis berichtet. Sie ist Förderschullehrerin und konnte in einem Gespräch beim Senat viel Verständnis dafür wecken, wie es Schüler:innen mit körperlichen Beeinträchtigungen geht und welche Bedingungen sie brauchen, um auch an einem allgemeinen Abitur teilnehmen zu können. Sie hatte den Eindruck, dass es viel Verständnis gab und offene Ohren und Herzen. Alle am Gespräch Beteiligten haben sich im Anschluss bedankt und waren der Meinung, dass sie gerade sehr viel gelernt haben. Sie waren sehr dankbar für Elisas Perspektive auf den Umgang mit verschiedenen Voraussetzungen für das Lernen und was Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen brauchen, damit sie eine Chance haben.

 

Sabine, auch eine ehemalige Teilnehmerin an unserer Weiterbildung, ist als Kunst und Theaterlehrerin an einem Berliner Gymnasium tätig und gerade freut sie sich über ihre Arbeit in einer Klasse mit dem speziellen Schwerpunkt BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung). Gerade neu an ihrer Schule eingerichtet, hat sie aus dem Alltag dieser Klasse und den Themen, die sie dann fächerübergreifenden in jedem Schuljahr behandeln, erzählt. Für mich auch ein zukunftsweisendes Projekt.

Cecilia von Happy Panda war auch mit dabei und ich habe mich sehr gefreut sie kennen zu lernen. Mit ihren Achtsamkeits-Programmen ist sie an vielen Berliner Schulen unterwegs Und hat auch aus ihrer Perspektive berichtet, wie erschöpft viele Lehrer:innen sind und dass es Schulen gibt, die komplett ihre Pforten schließen müssen, weil so viele Lehrer:innen fehlen.  Wenn dann eine Krankheitswelle wie im Dezember rollt, gibt es einfach nicht mehr genügend Menschen um die Schüler:innen zu betreuen.

Die Schule schließen – ist das auch eine Zukunftsperspektive?

Jetzt fehlt noch Helena in unserer Runde. Sie arbeitet gerade bei Sprint, eine Initiative des Ministeriums zum Thema Sprung Innovationen. Ein Schwerpunkt liegt hier gerade dabei herauszufinden, wo in der Organisation des Bildungswesens, also an den Schnittstellen von Verwaltung, Schulorganisation, übergeordneten Behörden und Ministerien an Stellschrauben gedreht werden kann, die die Belastung von den Lehrenden wegnimmt und somit Platz schaffen kann für Innovationen.

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