Vom Garten ins Leben: Permakultur-Prinzipien und neue Impulse für Schule und Gemeinschaft
Rückblick auf das Seminar “Permakultur – Praxis, Design und Anwendung im (Schul-)Alltag und darüberhinaus” als Teil der Pioneers of Education Weiterbildung von Sabine Walter, Lehrerin
Schon zum zweiten Mal konnte ich an einem Permakulturseminar mit Carina teilnehmen. Diesmal mit dem Luxus, von meinem Mann gefahren zu werden – der dann auch als Zaungast Eindrücke von der Gemeinschaft in Steyerberg und dem Permakulturgarten mitbekommen hat. Es war etwas Besonderes, die vielen Eindrücke und Prozesse gleich abends mit ihm teilen zu können und auch seine Perspektiven zu hören. Besonders war auch, dass eine andere Teilnehmerin einen Teil ihrer Familie dabei hatte, sodass es „an den Rändern” zu schönen Begegnungen kommen konnte. Die zwölf Permakultur-Prinzipien beinhalten auch dieses: „Nutze Randzonen und schätze das Marginale.”
Im Seminar lernten wir nicht nur, die aus Naturbeobachtung stammenden Prinzipien auf unsere jeweiligen sozialen Prozesse anzuwenden und unsere aktuellen Projekte und Herausforderungen daran auszurichten, sondern durften auch im Permakulturgarten Eindrücke sammeln, den Gärtnern lauschen und Fragen stellen. So erfuhren wir, warum die Bäume und Sträucher, die dort vor 15 Jahren gepflanzt wurden, so wichtig für den Garten sind und wie sie den sandigen Boden in fruchtbare Erde verwandelt haben.
Unter Anleitung des Gärtners durften wir selbst tätig werden, lernten neue Gartengeräte kennen und staunten darüber, wie der Kompost dort eine neue Stufe der Wirksamkeit erreicht und ohne tierische Zugaben alle Nährstoffe bereitstellt, die das Gemüse braucht. Durch Belüftung und Wendung des Komposthügelbeets gelangen sämtlicher Überschuss und alle „Reste” wieder in den Kreislauf, und der so entstehende Humus erschöpft sich nicht mehr, wenn darauf gepflanzt und geerntet wird. Um diese Innovationen kennenzulernen, hat sich bereits eine Delegation aus Peking im Lebensgarten eingefunden und sich beraten lassen.
Da wir aus dem Bildungsbereich kommen, stellte sich mir die Frage, wie wir das, was wir als reformbedürftig am Schulwesen wahrnehmen, nicht verschwenden, sondern in guten Humus umwandeln können. Eine Art des Belüftens könnte es sein, die guten Erinnerungen an die Schulzeit von Menschen aller Generationen zu würdigen.
Und auch wenn es manchmal einen Moment braucht, um diese Schicht freizulegen, sind die Gespräche über prägende Begegnungen in der Kindheit und Jugend so etwas wie die Belüftung des Komposts, der dadurch mehr Kraft für das Neue bekommt, das wir pflanzen wollen.
Durch Tabea von Miya Forest e.V. lernten wir auch Tiny Forests kennen, die sich in kurzer Zeit auf städtischen Brachflächen, neben Kitas und Schulen zu inspirierenden Ökosysteme nebenan und kleinen Außenklassenzimmern entwickeln können. Bei mir selbst ist diese Idee auf sehr fruchtbaren Boden gefallen: Ich möchte nun auch die Entstehung kleiner Wäldchen in Schulnähe fördern und habe Kontakt zum Forstamt und den Miya-Leuten aufgenommen. Was hinter den kleinen, klimaverändernden Bildungsorten steht ist hier ausführlicher beschrieben.
Der Film „Water is Love”, der die Wasserretentionslandschaft der Lebensgemeinschaft Tamera in Portugal beschreibt, hat uns begeistert und eindrücklich gezeigt, wie sehr sich durch gemeinschaftliches Engagement und gute Planung das Klima eines Ortes verbessern lässt. Wasser und Bäume in ihrem subtilen Zusammenspiel aus Verdunstung und dem Aussenden von Aerosolen für das Abregnen der Wolken faszinierten mich und stimmten mich dankbar für die immerwährende Kommunikation allen Lebens auf der Erde und mit der Erde.
Beim morgendlichen „Standing with the Earth” im lichten Wald hatte ich den Eindruck, im Fell des großen Erdwesens zu stehen. Wie gut, dass dieses „Fell” von vielen Menschen gepflegt und wahrgenommen wird!
Unser gemeinschaftlich gestaltetes Samenmandala in der Mitte wurde am letzten Tag aufgelöst, und jede:r von uns ging reich beschenkt mit Ideen und neuen Werkzeugen im Methodenkoffer zurück in den jeweiligen Alltag.